Schon vor der Gründung der Musikkapelle Rottenbuch im Jahre 1862 wurde die Musik im Ort großgeschrieben. Die Chorherren des Augustinerklosters kümmerten sich bis zur Säkularisation 1803 um die Ausbildung und Förderung junger Musiktalente und machten Rottenbuch zu einer bedeutenden Stätte der Musik. Der Lehrer Rochus Dedler, ein ehemaliger Klosterschüler und Komponist der Musik für die Oberammergauer Passionsspiele, schrieb nach der Klosteraufhebung: “Und mochten die Klöster verschwunden sein, das Erbe ihrer Musikkultur lag wie ein letztes Leuchten über dem Voralpenland, nicht klassisch groß, nicht himmelstürmend, aber verklärt von einem bäuerlichen Rokoko – Schimmer”. Dieses Erbe wurde so auch in Rottenbuch weitergeführt. Allerdings machte sich langsam das Fehlen der klösterlichen Organisation in musikalischer Aus- und Weiterbildung bemerkbar.

Denn als schließlich 1862 die Musikkapelle Rottenbuch gegründet wurde, wird die Situation laut Gründungsprotokoll vom 01. Juni 1862 von dem damals 29 -jährigen Xaver Berger (dem Urgroßvater unseres Ehrendirigenten Karl Echtler) wie folgt beschrieben:

„Als ich im Jahre 1861, nach 6-jähriger Militärzeit nach Rottenbuch heimkehrte, fand ich die Musik und den Chorgesang auf sehr niedriger Stufe. Die meisten Musiker und Sänger waren schon im vorgerückten Alter und ohne Dirigent. Nachdem ich jüngere Kräfte gewinnen konnte und mir mein alter Freund Michael Erhardt von Bayersoien mit Noten schreiben behilflich war, konnten wir uns schon bald hören lassen. Von Musikfreunden erhielten wir Beifall, von Gegnern aber das Prädikat Bettelmusik. Trotz allem fassten wir im Juni 1862 den Entschluss, einen Musikverein zu gründen, mit dem Zwecke: Bildung und Hebung der Instrumentalmusik und des Chorgesanges auf kirchlichem und profanem Gebiet.”

Die Zahl der Gründungsmitglieder war 17 Mann und Xaver Berger wurde Vorstand und Dirigent.

Der kleine Verein entwickelte in der folgenden Zeit eine rege Tätigkeit. Überall wurde er begehrt, in der näheren und weiteren Umgebung. So in den Amtsbezirken Buchloe, Füssen, Garmisch, Landsberg, Tölz, Weilheim und Schongau. Bei den damaligen Verkehrsverhältnissen mussten die Musiker entweder mit dem Fuhrwerk oder zu Fuß reisen, wodurch sie des öfteren 3 Tage unterwegs waren.

Nach Aufzeichnungen von Xaver Berger verdiente damals ein Musiker bei einer guten Hochzeit 20 – 25 Mark. Das war sehr viel Geld, trotzdem ist kein Musikant reich geworden.

Im Jahre 1865 hätte sich beinahe ein großes Unglück ereignet. Hierzu Xaver Berger anlässlich seiner Festrede zum 50. Gründungsjubiläum im November 1912:

„Nicht vergessen kann ich einen Unglücksfall, den wir am 17. April 1865 (Osterdienstag) bei einem Ausflug mit Musik nach Apfeldorf erlitten hatten. Wir wollten den Saltauerweg über Kinsau nach Schongau machen, mussten daher per Schiff uns über den Lech fahren lassen. Durch die Unkundigkeit des Führers (Wirtsmetzger von Apfeldorf) kippte das Fahrzeug und drei Musiker mit dem Hausknecht und dem Führer schwammen im hochgehenden Lechfluss. Durch Beihilfe der am Ufer noch wartenden Musiker, sowie Passanten von Apfeldorf war noch Rettung unter Gottes Hilfe möglich, wodurch die Schwimmenden samt den Instrumenten und Notenbüchern gerettet wurden.“

Die drei schwimmenden Musiker waren Xaver Berger, Michael Erhard und Fridolin Angerer.

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